FOTOGRAFIE TRIFFT POESIE

Unsere Idee war, einander zum Echo zu werden und die Arbeit der jeweils anderen zum Sprungbrett für eigene Ideen zu nutzen. Im Arbeitsprozess wurde nicht festgelegt, wann wer mit einem Bild oder Text auf das Werk der anderen reagiert. Die Texte wurden in Reaktion aufeinander und auf die Bilder verfasst. Die Fotoarbeiten entstanden neu oder sind Fundstücke aus dem Archiv. So sollten bewusst auch bereits vorhandene Fotoarbeiten Platz finden dürfen und die neuen Motive zum Echo früherer Arbeiten werden.

Im Zentrum der Arbeit stand das titelgebende Echonest, ein serielles Symbol für die Suche nach Schutz und Geborgenheit, wobei das Echo über die bloß verblassende Kopie des Originals hinausweist und sich zu einem neuen Ruf entwickelt, der schließlich zu seinem Ursprung zurückzufinden vermag. Den Weg des Echos begleiteten wir lyrisch und photographisch mit einem philosophisch-ergründenden Blick, der nicht vorgibt, die Antwort zu kennen, sondern fragt: Was bleibt? Vielleicht ein Vogelnest, in dem noch ein Ei liegt. Der Ursprung neuen Lebens? Oder doch – in seiner Einsamkeit im Nest – ein Sinnbild der Vergänglichkeit, verweht wie der Ruf vor dem Echo? Das Echo kennt keine Antwort, aber weiß um die Fragen.

FOTOGRAFIE TRIFFT POESI


Band III: Echo
PONG in Wort und Bild
ISBN 978-3-946303-09-1
37,90 €

ECHONEST als Lesung

Nach der Lesung in Berlin wurden unsere Texte auch in dem von Leocadie Uyisenga konzipierten Radioformat „Poesie der Welt“ vom 16.11.2022 präsentiert. Die Livesendung des Monheimer Kultursenders RADIO RAKETE mit allen poetischen Texten, aber auch Interviewparts mit beiden Autorinnen und Leocadie Uyisenga kann hier in voller Länge nachgehört werden. POESIE DER WELT von Leocadie Uyisenga. Durch die Sendung führte Achim Tang.

Zu der Lesung gibt es einen Radiobeitrag, der bei RADIO RAKETE hier abgerufen werden kann: POESIE DER WELT von Leocadie Uyisenga

Christiane Rath: Schuhe im Wind

Fotoarbeit - Schuhe im Wind

Schuhe.


Unter Wasser legen
Die Toten ihre Erinnerungen
Den Korallen vor wiegen sich

Im Tangnest und senden aus
Ihre Schuhe – sie brauchen sie
Nicht mehr um über die Wogen zu gehen –

Zu Hause schwillt ein Fluss
Und dennoch tragen über den Fluten
Die Bäume Frucht und ihren Zweigen

Entwachsen frische Hoffnungen
Und Schuhzauber – als gäbe es noch Glück
Neubeginn und ein besseres Ende


// Patricia Falkenburg




Das Echolot

Das Echolot
Sendet kraftvoll aus
Ruckartig druckartig
Will dem Untergrund
Eine Reaktion entlocken

Aus den Tiefen der See kommt die Antwort
Schall in konzentrischen Kreisen
Strömt aus
Wird größer und weiter
Dauert an

Die Wörter
Tropfen aus Mündern wie das Echolot
Strömen aus
Verbreiten sich
Dauern an

Aus den Tiefen der Seele kommt die Antwort
Schall aus gemeinsamen Erinnerungen
Verbindet sich
Klingt nach
Verebbt nicht

Am Nestrand herrscht Stimmengewirr
Kinder und Greisinnen
Tanzen ihren Reigen
Der Erinnerungen
Rund wie die Schallwellen des Echolots


// Christiane Rath

Patricia Falkenburg: Echolot

Echolot



FrageSpiel

Fragen verhallen ungehört hallen
Prallen ungehört zurück und ab
Und zur Unkenntlichkeit

Fragen biegen den Raum
Fallen ins Endlose ziehen Zeitkurven
Nach sich Worte

Krümmen den Raum
Branden an alternden Felsen an
Wirbeln gesichtslose Erinnerungen
Kindern zu und Greisinnen
Dem Ei dem leeren Nest
Von Ort über Wort zu Ort

Echo kennt
Keine Antwort
Keine Antwort
Kennt Ort kennt
Wort


// Patricia Falkenburg

Christiane Rath: FrageSpiel

FrageSpiel